Die Geschichte der Veltcuria

 

Am 30. Oktober 1892, nach schlaraffischer Zeitrechnung am 30. im Lethemond a.U. 33, wurde die Schlaraffia Veltcuria als 114. "Reych" (Verein) im Uhuversum gegründet.

 

Im damalig sehr konservativ geprägten Vorarlberg kam es im Oktober 1892 zur Gründung eines schlaraffischen Tochtervereins in Feldkirch. 

Nach Zustimmung des "Mutterreyches" in Innsbruck und durch die Einwilligung der "Allmutter Praga" wurde der bereits bestehende schlaraffische Stammtisch am 30. Oktober 1892 zur "Colonie" erhoben.

 

"Nach der behördlichen Genehmigung der Vereinsstatuten durch die Statthalter für Tirol und Vorarlberg in Innsbruck erfolgte laut Mitteilung der Bezirkshauptmannschaft Feldkirch vom 16. Dezember 1892 die Registrierung im Vereinskataster" (Tschaikner Manfred, 2017, S. 34)).

 

In der 159. Ausgabe der DSZ, die am 16. Dezember 1892 erschien, wurde durch das damalige Oberschlaraffat, bestehend aus den Rittern Gonzalani, der auch das "Kantzlerambt" führte, Fridolin und Moor, die Neugründung mit folgenden Textzeilen kundgemacht.

 

"Schlaraffen hört! Durch die Anerkennung als Kolonie seitens der erhabenen Allmutter gewürdigt, hat die durch Ritter Marchese Gonzalani, den Schnauzl, von der Oenipontana gegründete Kolonie Veltkirchensis (Feldkirch, Vorarlberg) die Jahrung eröffnet.

Innigen Dank der hohen Allmutter, der geliebten Mutter Oenipontana und allen den tapferen Recken unseres Mutterreiches, die uns bei der Gründung ihre echt schlaraffische Freundschaft in so außerordentlicher Weise zu erkennen gaben.

Derzeit sind Sassen unserer Kolonie: Ritter Marchese Gonzalani, der Schnauzl, von der hohen Oenipontana (Anton Riedl, k. k. Finanz-Commissär), Ritter Krickl, der Lateiner (Ernst Arnold, Agenturinhaber); Ritter Gallig, der Curen-Thor (Dr. Joseph Beck, prakt. Arzt); Ritter Hannibal, der Türkischrothe (Cornelius Buder, Fabriksdirektor); Ritter Fridolin, das musikalische Scheusal (Dr. jur. Fritz Cars, Handelskammersecretär); Ritter Schartheke, der Vergriffene (Arthur Dittrich, Buchhändler); Ritter Schuldig, der Aktenwurm (Dr. jur. Arnold Ganahl, k. k. Auskultant*); Ritter Roßschweif von Kesselblech (Carl Ganahl, Fabrikant); Ritter Lipp, die Bureauwanze (Philipp Ganahl, Fabrikant); Ritter Codex, der Pupillarsichere (Anton Marchesani, k. k. Gerichtsadjunkt); Ritter Schauerlich, der Spaltenlange (Josef Micheletti, k. k. Rechnungsoffizial); Ritter Vips, der hinkende Teufel (Anton Müller, k. k. Gerichtsadjunkt); Ritter Ard, der Bomuchelskopf (Eduard Perlheffter, Kaufmann); Ritter Nimrod, der Mißgestimmte (Carl Schneider, Fabrikant); Ritter Moor, das Contra-C (Arnold Schwarz, Banquier); Ritter Schnauz mit der Meßkette (Rudolf Widemann, Hausbesitzer); Knappe Nr. 1 (Richard Lienhart, Kaufmann); Knappe Nr. 2 (Eugen Seeber, k. k. Auskultant); Knappe Nr. 3 (Anton Schmutzer); Knappe Nr. 4 (Hans Mauhartsberger, Staatsbahnbeamter); Knappe Nr. 5 (Reimund Gissinger, Kaufmann)." (DSZ Nr. 159, S. 1040)

 

Aus dieser Sassenschar wurden die folgenden Ritter durch Wahl zu Würdenträgern bestimmt.

 

Oberschlaraffen: Rt Marchese Gonzalani, Rt Fridolin, Rt Moor

Kanzler: Rt Marchese Gonzalani

Marschall: Rt Schauerlich

Junkermeister: Rt Vips

Schatzmeister: Rt Nimrod

Ceremonienmeister: Rt Roßschweif

 

Damals sippte die Veltcuria jeden Samstag in ihrer "Ardetzenburg", die sich im Restaurant Lingg in der Marktgasse in Feldkirch befand.

 

Die ursprüngliche Vereinsbezeichnung "Veltkirchensis" wurde noch im selben Jahr auf "Veltcuria" umbenannt. In der DSZ Nr. 161 im Christmond 1592 nach damaliger schlaraffischer Zeitrechnung (entspricht 1892) wurde die Namensänderung durch den Kantzelar Rt Gonzalani wie folgt bekanntgegeben:

 

"Kundt und zu wissen, daß von nun an unsere Kolonie sich nicht mehr 'Veltkirchensis", sondern 'Veltcuria' benamset" (DSZ Nr. 160, 1.1.1593).

 

Somit zählte die Veltcuria anfangs 21 Gründungsmitglieder, darunter

 

"ein 'Finanzkommissär', ein Rechnungsoffizial, ein Staatsbahnbeamter, zwei Gerichtsadjunkten, zwei Juristen in der Ausbildungsphase, drei Fabrikanten, ein Fabrikdirektor, ein Handelskammersekretär, ein Buchhändler, ein 'Agenturinhaber', ein praktischer Arzt, drei Kaufmänner, ein Bankier und ein 'Hausbesitzer'" (Tschaikner Manfred, 2017, S. 34)

 

sowie der damalige Knappe Nr. 3 mit dem profanen Namen Anton Schmutzer, dem Komponisten der Vorarlberger Landeshymne. Im Gründungsjahr der Veltcuria unterrichtete Anton Schmutzer am Jesuitengymnasium Stella Matutina in Feldkirch. Um weiter als Musiklehrer an dieser Ausbildungsstätte tätig sein zu können, musste er auf Geheiß der Jesuiten die Veltcuria jedoch verlassen, da die Schlaraffia als "eine verkappte Form des damals verbotenen und von kirchlichen Kreisen mit besonderem Eifer bekämpften Freimaurertums" (Tschaikner, 2017) gesehen wurde. Dies ist ein anschauliches Beispiel dafür, mit welchen Schwierigkeiten die Schlaraffia Veltcuria in den Anfangsjahren zu kämpfen hatte. In einem im "Vorarlberger Volksblatt" erschienenen Artikel wurden vor allem Ähnlichkeiten mit den Freimaurern gesucht und hervorgehoben.

 

In der Sanktionsfeier, die am 7. April 1894 im städtischen Kulturhaus stattfand, wurde die Veltcuria zum vollberechtigten Reych erhoben. Diese Feier war leider auch von Misstönen, die vor allem durch die negative Berichterstattung im Vorarlberger Volksblatt bzw. durch "klerikale Demagogen" (Tschaikner, 2017) ausgelöst wurden, begleitet.

 

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*Auskultant, der: Anwärter auf das Richteramt

 

Literaturliste:

  • Der Schlaraffia Zeyttungen, Ausgabe Nr. 159 (1592 entspricht 1892)
  • Der Schlaraffia Zeyttungen, Ausgabe Nr. 160 (1593 entspricht 1893)
  • Tschaikner, Manfred: "Ungeschwächte Affen" gegen "Volksverblöder" - der heftige Konflikt um den ersten Zweigverein der "Schlaraffia" in Vorarlberg 1894" in: Montfort, Zeitschrift für Geschichte Vorarlbergs, Band 2, 69. Jahrgang, 2017

 

(Weitere Ergänzungen des Artikels sowie die Quellenangaben werden folgen.)

Trillofex